Texte:Erotik bei Platon. Der Dialog "Symposion"

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Erotik bei Platon
Der Dialog "Symposion"
von Stephan Siemens
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Einleitung

Bevor ich anfange, Euch den platonischen Begriff der Erotik darzustellen, möchte ich Euch von vorneherein mit einer Schranke dieses Begriffs konfrontieren, die vor allem für Frauen schmerzlich ist. Für Platon ist die Erotik nicht im Wesentlichen mit dem Verhältnis zweier Individuen verschiedenen Geschlechts verbunden. Zwar kommt die Geschlechtlichkeit als grundlegende Darstellungsform der Erotik vor, aber nicht als das Verhältnis von Individuen verschiedenen Geschlechts zueinander. Die Individuen erscheinen vielmehr im Geschlechterverhältnis als bloße Repräsentanten ihres Geschlechts. Sofern Verhältnisse zu anderen Menschen als Individuen überhaupt in Betracht kommen, so handelt es sich für Platon dabei um Verhältnisse zwischen Männern, um homosexuelle Verhältnisse, und auch die nicht im Allgemeinen, sondern im Besonderen Verhältnisse zwischen erwachsenen Männern und pubertierenden und erziehungsbedürftigen Knaben. Dass deswegen Frauen eine wenig rühmliche Rolle in diesem Dialog zukommt, macht auf eine wesentliche Schwäche des Begriff der Erotik bei Platon aufmerksam. Aber dieser Schwäche entspricht meiner Meinung nach eine unglaubliche Stärke, nämlich ein Begriff der Erotik, der ihrer Instrumentalisierung widerspricht. Nach Platon muss man sich letztlich zwischen wahrer Erotik und endlichen Zwecken entscheiden. Ich möchte deswegen für die Auseinandersetzung mit diesem beschränkten, aber in dieser Beschränktheit großartigen Begriff der Erotik werben. Er kann - bei aller wichtigen Kritik - auch als ein Maßstab für die Menschlichkeit und Erotik der Beziehungen zwischen Männern und Frauen dienen, und da fällt die Bilanz, wenn man Platons Begriff der Erotik zugrundelegt, eher ernüchternd aus. Ich werde ganz am Schluss auf diese Vorbemerkung noch einmal zurückkommen.

Der gesamte Text ist in der Druck Version als PDF-Datei verfügbar.